Teil 31 meiner 90-Tage-Challenge. Um 5:20 klingelt der Wecker meines iPhones. Ich bekomme davon nichts mit – und schlafe weiter. Zum Glück ist meine Frau schon wach und weckt mich. Aufstehen, mich fertig mache, frühstücken, die letzten Sachen einpacken. Um 6:30 verlassen wir die Wohnung, in der wir die letzten vier Wochen in Málaga verbracht haben. Ob wir noch mal wiederkommen? Uns hat es hier sehr, sehr gut gefallen …
Um 6:45 kommt pünktlich unser Bus, der uns zum Alsa bringt, dem Busbahnhof, an dem wir vor gut einem Monat nach 36 Stunden Busfahrt angekommen sind und der direkt neben dem Hauptbahnhof von Málaga liegt. Wir sind uns nicht ganz sicher, wo wir warten müssen oder ob unser Bus vielleicht schon da ist und fragen uns durch: ja, der Bus ist da, wir haben noch ca. 20 Minuten bis zur Abfahrt.
Dann geht es los und wenig später sind wir auf der Autobahn Richtung Süden – Málaga liegt schon hinter uns. Was sehr seltsam ist: Unser Ziel mit dem Bus ist Tarifa, dort wollen wir mit der Fähre nach Tanger übersetzen und ist laut Googlemaps ca. 160 km entfernt, wofür unser Bus planmäßig genau vier Stunden benötigen wird?! Sicher: wir machen einige Zwischenstopps, aber warum diese Fahrt derartig lange dauert, erschließt sich mir nicht – zumal wir auf den Autobahnen nicht gerade im Schneckentempo unterwegs sind.
Egal: die Busfahrt ist ganz erträglich und tatsächlich sind wir um 11:30 in Tarifa. Wir versuchen, die nächste Fähre zu bekommen, sie fährt um 12:00 ab. Googlemaps meint, dass wir zu Fuß 20 Minuten brauchen. Wir haben noch keine Tickets und wissen auch nicht, ob man überhaupt noch so spät auf die Fähre gelassen wird.
In Gluthitze und mit unseren schweren Rucksäcken bepackt, stapfen wir Richtung Fährableger los. Wie es sich für den Windsurfspot Tarifa gehört, weht es ordentlich – aber uns geht es nur darum, die Fähre mitzubekommen. Um 11:50 – nachdem wir uns auf dem Hafengelände noch durchgefragt haben – stellen wir uns an die überschaubare Schlange vor dem Ticketschalter an. Wir wissen immer noch nicht, ob es noch klappen wird – und sehen an der Abfahrttafel, dass die nächste Fähre erst Stunden später abfahren wird … Es muss einfach klappen! Endlich sind wir am Schalter dran und die Bedienstete hat große Geduld mit uns – und dann haben wir tatsächlich Karten für die Fähre um 12:00 in der Hand. Die Kollegin am Schalter ruft uns noch ein »¡Rapido!« hinterher, das wir aber nicht wirklich gebraucht hätten: Wir stehen auch so unter Strom!
Um uns sind einige Familien, mit viel Gepäck unterwegs, wir hören immer mehr Arabisch, die Frauen haben meist Kopftücher und lange Kleidung an. Wie am Flughafen wird das Gepäck gescannt, dann noch am Grenzschalter unsere Reisepässe vorlegen. Hier dauert es dann auch noch eine Weile – warum, erschließt sich uns nicht.
Dann aus dem Gebäude und am Anleger zur Fähre. Wir halten uns einfach an die anderen Reisenden, von denen ich den Eindruck habe, dass sie diese Fahrt häufig schon gemacht haben. Es ist jetzt nach 12 Uhr und es fahren immer noch einzelne Autos an Deck. Endlich: wir sitzen im Innendeck. Kurz nach 12:30 setzt sich die Fähre in Bewegung: Wir haben abgelegt. Außerhalb des Hafens nimmt die Fähre dann noch mal richtig Fahrt auf und ich bin überrascht, mit welcher Geschwindigkeit wir durchs blaue Meer pflügen, auf dem der Starkwind jede Menge weiße Schaumkronen entstehen lässt.
Nach gut 30 Minuten ist Tanger zu sehen – für mich das erste Mal, dass ich länger auf dem afrikanischen Kontinent sein werde. (Vor vielen Jahren habe ich mal einen einwöchigen Strand-/Surfurlaub in Ägypten gemacht – da habe ich von Ägypten praktisch gar nichts gesehen und ich würde einen solchen Flugreise auch nicht nochmals machen.)
Nachdem die Fähre angelegt hat, schließen meine Frau und ich uns den anderen Passagieren an, die zu Fuß (und nicht mit dem Auto) unterwegs sind. Schließlich sind wir auf dem Anleger und stehen an der Schlange an, die sich vor der Passkontrolle bildet. Als wir endlich dran sind, werden wir wieder aufs Schiff zurückgeschickt: Die kleinen und großen Einreiseformularen haben wir zwar währender der Überfahrt ausgefüllt, was wir aber nicht wussten, dass wir diese an einem Schalter abgeben und überprüfen lassen mussten, damit unsere Pässe auch den nötigen Einreisestempel erhalten.
Diese Prozedur ist aber auch in aller Kürze erledigt, sodass wir unseren zweiten Anlauf zur Passkontrolle starten, der dann auch ohne Weiteres klappt: Wir sind in Marokko angekommen!
Malen in Tanger
An dieser Stelle kurz ein paar Notizen zum obigen Bild. Das Bild habe ich gestern, an unserem zweiten Tag hier in der Altstadt von Tanger, der Medina, gezeichnet.
Das Besondere an diesem Bild: Auf meine Frau und mir ist während des Zeichnens ein sehr freundlicher Bewohner zugekommen und hat uns heißen, bzw. kalten Pfefferminztee angeboten. Dieses Angebot haben wir sehr, sehr gern angenommen – und die Tees waren einfach köstlich, genau das Richtige für uns!
Nachdem ich mit dem Bild fertig war und wir uns auf den Rückweg machten, entdeckten wir noch eine Galerie. Kaum betraten wir den sehr schönen Raum, unterhielten wir uns schon mit Mohamed, dem Galeristen und Künstler. Nach kurzem Austausch, fanden wir heraus, dass wir beide Musik machen und mit Kunst, Design und Verwandtem zu tun haben. Daraufhin lud mich Mohamed ein: zum Teetrinken, Malen, Musikmachen.
Solche Gastfreundschaft habe ich noch nie zuvor erlebt – und das, wo wir am selben Tag in einem Café und einem Restaurant hier in Tanger auch ganz gegenteilige Erfahrungen gemacht haben.