Teil 11 meiner 90-Tage-Challenge: Gestern war es in unserer Airbnb-Wohnung hier in Málaga ziemlich heiß geworden, sodass meine Frau und ich in den nahe gelegenen Park gegangen sind. Dort ist das Klima sehr angenehm: Es weht immer mal ein wenig und die Bäume und hohen Sträucher spenden Schatten.
Manchmal – wie bei dieser Parkansicht – sehe ich ein reizvolles Motiv, und zwar mit einer völligen Gewissheit, dass es ein lohnendes Motiv ist. Ob es mir gelingt, dieses Motiv dann auch entsprechend zu Papier zu bringen, ist damit – leider – überhaupt nicht gesagt.
Wie auch immer: Das letzte Mal, dass ich mit Aquarellfarben gemalt habe (abgesehen vom Bild gestern), ist knapp 30 Jahre her. Für meine Bewerbungsmappen zur Aufnahme an einer Fachhochschule zum Studium Grafik-/Kommunikationsdesign habe ich ein paar wenige Bilder mit Aquarellfarbe angefertigt. Und: Das waren abstrakte Bilder.
Insofern war die Arbeit an diesem Bild gestern in zweifacher Hinsicht quasi eine Premiere für mich:
- Aquarellieren in der Öffentlichkeit
- Pflanzen und Bäume als Motiv (statt Fassaden)
Zeichnen / Malen in der Öffentlichkeit
Felix Scheinberger empfiehlt in seinem Buch »Mut zum Skizzenbuch«, sich einen Ort zum Zeichnen zu suchen, an dem sich niemand hinter einen stellen kann. Der Tipp ist auf alle Fälle gut, allerdings nach meinen bisherigen, wenn auch nur sehr begrenzten Erfahrungen, kaum umzusetzen. Denn dann müsste man ja einen guten Blickwinkel mit einer solchen Position verbinden können. Und diese Alternativen dürften sich nur sehr selten bieten.
Wie auch immer: was natürlich vollkommen anders als beim Zeichnen in Innenräumen ist, dass ich sozusagen eine ganz klare eigene Haltung brauche, um mich in der Öffentlichkeit als Zeichner im wahrsten Sinne zu positionieren. Und da laufen dann möglicherweise schon so automatische Filme ab, die Fragen stellen wie »bin ich gut genug?« oder »was denken andere über mich?«. Dass diese Fragen ausschließlich meine eigene Sicht und Unsicherheit widerspiegeln, ist mir natürlich klar – aber Raum nehmen sich diese inneren Filme dennoch.
Aber mit jeder Zeichnung, die ich in der Öffentlichkeit mache, wird dieser Raum der Außensicht kleiner :)
Pflanzen und Bäume als Motiv
Ich erlebe Pflanzen und Bäume seit sehr langem als Herausforderung. Insbesondere dann, wenn diese natürlichen Formen in mittlerer Entfernung zu sehen sind. Dann stehe ich nämlich vor der Frage, welche Details ich noch darstelle und welche nicht. Bei Stillleben und Landschaften stellt sich diese Frage so nicht.
Und weil ich einerseits wusste, dass ich ein schönes Motiv vor mir hatte und andererseits dieses Motiv eben von mir als herausfordernd erlebt wurde, musste ich mir erst einmal einen – wenn auch nur kleinen, aber eben doch spürbaren – Ruck geben. Auch wenn das Ergebnis an einigen Stellen nicht ganz dem entspricht, was mir vorschwebte, bin ich mit dem Bild im Großen und Ganzen zufrieden. Gerade, weil ich die Stellen sehe, in denen ich Fortschritte gemacht haben.
Aquarellieren macht mir Spaß
Insgesamt habe ich durch dieses Bild wieder auf verschiedenen Ebenen viel gelernt, aber vor allem habe ich festgestellt, wie viel Spaß es mir macht, Aquarell für mich wiederentdeckt zu haben.