Was wäre, wenn Kunden Ihre Texte in WordPress erfassen und korrigieren würden und dieser Content anschließend in InDesign platziert wird?
Wer sich mit InDesign und Scripting schon mal beschäftigt hat, dürfte der Name Gregor Fellenz (@grefel) bekannt sein. Gregor und ich haben uns kürzlich mal zusammen gesetzt, um uns über sein spannendes InDesign-Plugin press2id (github-Link) auszutauschen. Obwohl ich schon einiges über das Plugin gehört hatte, muss ich zugeben, dass sich mir die Tragweite dieses Plugins erst beim Gespräch mit Gregor erschlossen hat.
Das lag sicher auch mit daran, dass der Workflow, den ich in der Überschrift angerissen habe, einem – hochgestochen formuliert – Paradigmenwechsel gleichkommt: Kunde und InDesigner müssen Ihre bisherige Arbeitsweise in wichtigen Punkten vollkommen umkrempeln.
Bisheriger Workflow: Word to InDesign
Ich erhalte Texte als Worddokumente, die ich in InDesign platziere, formatiere und dann layoute. Die Formatierung fällt häufig aufwendig aus, weil meine Kunden gerne ohne Formatvorlagen arbeiten … Nach dem Layout beginnen die Korrekturschleifen: ich erstelle ein PDF aus InDesign, der Kunde schickt mir die korrigierte Version zurück, ich arbeite die Korrekturen ein und anschließend steht der nächste Korrekturgang an.
Und wenn dann irgendwann nach der x-ten Korrektur ein druckfertiges PDF aus InDesign erstellt werden kann, gebe ich die korrigierten Texte ggf. nochmal als .rtf aus, damit der Kunde die Daten in seine WordPress-Seite einpflegen kann. Klingt aufwendig? Ist aufwendig!
Der Workflow mit press2id
Beim Einsatz von Gregors Plugin wird der bisherige Arbeitsablauf komplett auf den Kopf gestellt: der Kunde erledigt nämlich die gesamte Texterfassung in WordPress, Word kommt in dem neuen Workflow gar nicht mehr vor! Wenn die Texterfassung und die Korrekturen(!) in WordPress abgeschlossen sind, wird der Text per Plugin in InDesign platziert. Im Plugin wird nämlich einfach der gewünschte Beitrag ausgewählt und Gregors Plugin erledigt die Ausgabe aus WordPress und die Platzierung des Contents in InDesign.
Vor- und Nachteile dieses neuen Workflows
Was mir hieran gefällt, sind besonders die folgenden drei Punkte:
- Ich kann mir vorstellen, dass dem Kunden die Formatierung viel einfacher als in Word von der Hand geht, denn wer sich im Bereich Web nur ein wenig mit SEO beschäftigt hat, dem sollte die Verwendung (und eben die korrekte Formatierung) von beispielsweise Zwischenüberschriften geläufig sein. Und wenn nicht: das lässt sich auch in wenigen Worten erklären.
- Für den Layouter entfällt der komplette Bereich der Textkorrekturen. Korrekturen beziehen sich ausschließlich auf Gestaltungsebene (wie Worttrennungen), denn der Text ist ja schon korrigiert.
- Die Texte brauchen vom Kunden auch nicht mehrfach bearbeitet zu werden, weil die Veröffentlichung auf der Webseite ja schon am Anfang des Workflows steht.
Gegenargumente:
- Word verfügt über eine ausgewachsene Rechtschreibprüfung, mit der WordPress m.E. nicht konkurrieren kann
- WordPress verfügt – soweit ich weiß – nicht über die Möglichkeit der Nachverfolgung von Korrekturen: es ist nicht ersichtlich, wer welche Textänderungen gemacht hat
- Bisher kann man im InDesign-Plugin nur einzelne Beiträge oder Seiten als Contentlieferant ansprechen. Eine Möglichkeit beispielsweise alle Kurstermine, die als einzelne Custom Posts in WordPress angelegt wurden, in einem Rutsch zu importieren, gibt es bisher nicht. Das gilt auch für aufwendigere Inhalte, bei denen beispielsweise Custom Fields eine wichtige Rolle spielen.
Auch, wenn die genannte Gegenargumente ggf. schwer wiegen: vergesst dabei nicht, dass press2id in der Entwicklung ist. Wir dürfen also gespannt sein, welche Features angefragt werden und welche Gregor dann umsetzt ;-)
Fazit
Ich finde das Plugin und den Workflow extrem spannend und sehe ein enormes Potenzial im Einsatz von Gregors InDesign-Plugin. Ich hoffe, dass ich das Plugin demnächst bei einem Kundenprojekt einsetzen kann – und werde an dieser Stelle meine Erfahrungen teilen. Dass ich hierfür den Kunden »mit ins Boot« holen muss, darf auch nicht außer acht gelassen werden – allerdings hat der neue Workflow ja auch für den Kunden massive Vorteile.
Ansonsten interessiert mich sehr, wie Ihr dieses Plugin einschätzt. Oder habt Ihr das Plugin sogar schon mal in eurem Arbeitsalltag im Einsatz gehabt? Das Kommentarformular (und ich) freuen uns über Rückmeldungen ;-)
Schaut interessant aus, aber wenn ich die Beispielblog-URL gegen eine eigene URL ersetzte, kommt die Fehlermeldung ”JSON:parse“.
Hallo Jonas,
welche URL hast du denn eingegeben? Dann kann ich mir das mal ansehen. Eine bessere Fehlermeldung müsste auf jeden Fall kommen :-)
Hallo Jonas,
zu Deinem Problem kann ich leider gar nichts sagen, in dem Fall müsstest Du Dich direkt an Gregor wenden.
Viele Grüße
Karsten
Die vermeintlich fehlende Rechtschreibung kann ich auch per Plugin in WordPress oder sogar als Plugin direkt im Browser nachrüsten – die Rechtschreibfehleranzeige klappt sogar im FB Messenger unter Chrome.
Interessant – ich habe es aus Zeitgründen noch nicht ausprobieren können – ist es, wenn das Plugin mit WordPress-gestützten „Buchmaschinen“ wie Pressbooks, Omnibook oder Booktype zusammenarbeiten kann – alle drei stützen sich auf WordPress als Basis. Das wäre dann auch im Austausch Autor(en)/Autorin(nen) – Setzer – Verlag passend.
Viele Grüße
Jörn
Hallo Jörn,
die Browserrechtschreibprüfung kenne und benutze ich – kannst Du Plugins empfehlen, die darauf spezialisiert sind? Und Deine »Buchmaschinen« werde ich auch noch auschecken. Vielen Dank für die Infos!
Viele Grüße
Karsten